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Praxis: Preise richtig kalkulieren

Die Preis- und Kostenkalkulation der medizinischen Leistungen einer Wahl- oder Privatordination ist essenzieller Bestandteil einer jeden betriebswirtschaftlichen Praxisführung und für den langfristigen Erfolg unerlässlich.

Die Preis- und Kostenkalkulation der medizinischen Leistungen einer Wahl- oder Privatordination ist essenzieller Bestandteil einer jeden betriebswirtschaftlichen Praxisführung und für den langfristigen Erfolg unerlässlich.

Autorinen:
Mag. Iris Kraft-Kinz
Steuerberaterin, Unternehmensberaterin MEDplan
iris.kraft-kinzmedplan.at
www.medplan.at

Tina Jung, MBA
MEDconcept Unternehmens-beratung GmbH
www.medconcept.at

Bei der Preiskalkulation stehen zwei Überlegungen im Vordergrund: Einerseits geht es darum, die Kosten der Praxis zu decken und einen angemessenen Gewinn zu erzielen. Andererseits sollten die Preise den Patienten gegenüber fair gestaltet werden.

Häufige Fehler

  1. Keine systematische Kalkulation: Preise werden nicht kalkuliert, sondern nach „Bauchgefühl“ festgelegt.
  2. Fehlender Überblick über die Ordinationskosten: Es fehlt der Überblick über die Kostenstruktur der Praxis. Das führt zwangsläufig dazu, dass Kosten geschätzt und wichtige Kostenpositionen wie Lohnnebenkosten oder Betriebskosten nicht angemessen berücksichtigt werden.
  3. Preise von Kollegen werden „blind“ übernommen: Sehr häufig wird auch der Einfachheit halber der Preisgestaltung von Kollegen gefolgt, die jedoch womöglich auf völlig unterschiedlichen Kostenstrukturen oder auch gänzlich fehlenden Kalkulationen basieren.

Die Basis der betriebswirtschaftlichen Kalkulation

Ein zentraler Faktor für einen langfristigen Praxiserfolg ist nachweislich eine umfassende Informationslage. Denn um die „wahren Kosten“ einer Ordination zu ermitteln, müssen mehr als nur die Zahlen der klassischen betriebswirtschaftlichen Analyse (BWA) berücksichtigt werden.

1. Die Ermittlung der Gemeinkosten pro Öffnungsstunde: Die Gemeinkosten sind die Kosten, die nicht direkt einer bestimmten Tätigkeit zugeordnet und verrechnet werden können. Dazu gehören beispielsweise Mieten, Versicherungen oder Gehälter.

(Liste mit Beispielen)

Hier gilt es, zunächst die Gemeinkosten der Praxis (Abb. 1) und die Gesamtzahl der Arbeitsstunden (Abb. 2) pro Jahr zu ermitteln. Als Basis dient die aktuelle Saldenliste des Steuerberaters oder der letzte Jahresabschluss. Wichtig ist es, darauf zu achten, aktuelle Zahlen zu verwenden, die unter anderem auch die derzeitigen Teuerungen abbilden, um damit einen wirklich aussagekräftigen Überblick zu erhalten. Auch müssen die Arbeitsstunden pro Jahr genau kalkuliert werden. Oft werden Fortbildungstage, Krankentage oder Feiertage nicht berücksichtigt, was zu Ungenauigkeiten und schlussendlich einer inkorrekten und damit nicht aussagekräftigen Preiskalkulation führt.

(Abb. 1 u. 2)

Anschließend werden die Gemeinkosten im Verhältnis zu den Arbeitsstunden abgebildet, um die Gemeinkosten pro Öffnungsstunde zu ermitteln (Abb. 3).

2. Die Ermittlung des Gewinns pro Behandlung: Hier kommen die sogenannten direkten Kosten ins Spiel. Dabei handelt es sich um jene Kosten, die unmittelbar mit der Leistungserstellung, also mit der Behandlung, in Zusammenhang stehen. In der Ordination sind das in der Regel vor allem Materialkosten, das heißt, die Kosten der Materialien, die direkt bei einer Behandlung verwendet werden. In unserem vereinfachten Beispiel dauert eine Behandlung (bei Vollaus­lastung innerhalb der Öffnungszeiten) 30 Minuten. Dabei werden Materialien im Wert von fünf Euro verwendet. Wenn nun dem Patienten dafür 150 Euro in Rechnung gestellt werden, so wird pro Behandlung ein Gewinn von 55,82 Euro bzw. ein prozentualer Gewinn von 37 % erwirtschaftet.

Kalkulieren, nicht spekulieren

Mit der richtigen Preis- und Kostenkalkulation lässt sich der wirtschaftliche Erfolg einer Ordination nachhaltig sicherstellen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man weiß, womit Gewinne erwirtschaftet werden und wie hoch diese ausfallen, hat frühzeitig die Möglichkeit zu erkennen, ob die Preise zu niedrig angesetzt wurden und kann gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen. Aus (kalkulatorischen) Fehlern der Vergangenheit lässt sich lernen und man erfährt, wo die Preisuntergrenzen einer Dienstleistung liegen.

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Mag. Iris Kraft-Kinz, Steuerberaterin, Unternehmensberaterin MEDplan, iris.kraft-kinz@medplan.at, www.medplan.at© Die Abbilderei
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Tina Jung, MBA, MEDconcept Unternehmensberatung GmbH, www.medconcept.at© ZVG
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