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Erfolgsbewertung in der Ordination

Einfach zu berechnende Kennzahlen können ordinierenden Ärzten helfen, die wirtschaftliche Performance ihrer Praxis einzuschätzen.

Einfach zu berechnende Kennzahlen können ordinierenden Ärzten helfen, die wirtschaftliche Performance ihrer Praxis einzuschätzen.

In der Betriebswirtschaft gibt es eine Vielzahl an Methoden, die Zahlen von Unternehmen zu interpretieren. „Man kann die Vermögens- und Finanzierungsstruktur, die Liquidität oder auch den Erfolg analysieren“, erklärt Mag.iur. Fabia Klinger von der Steuerberatung für Ärzte (SFÄ). Sie legt Ärzten drei Kennzahlen ans Herz, mit denen der Erfolg der Ordination gemessen werden kann.

1. Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT)

„Das EBIT zeigt die Ertragskraft Ihrer Praxis in absoluten Zahlen“, so Klinger. Unterschiedliche Finanzierungsformen würden dadurch bereinigt und das mache das operative Ergebnis mit anderen Praxen vergleichbarer. Berechnet wird das EBIT folgendermaßen:

EBIT
Ergebnis vor Steuern
+ Zinsen und ähnliche Aufwendungen

Ein steigendes EBIT bei gleichem Umsatz bestätige eine gute Entwicklung und zeigt dem Arzt, dass vom erwirtschafteten Umsatz etwas übrigbleibt.
„Wichtig ist, dass Sie Geschäftsvorfälle mit bloßem Einmaleffekt wie Anlagenverkäufe nicht hineinrechnen, da diese sonst das Ergebnis verfälschen“, gibt Klinger einen wichtigen Tipp. Hohe Finanzerträge könnten ebenfalls die Kennzahl verfälschen. „Soll ein Periodenvergleich einer Ordination mit früheren Jahren durchgeführt werden, dann kann man die Vergleichbarkeit bei nicht vollen Jahren (Anfangsjahr) erhöhen, indem man das EBIT auf zwölf Monate hochrechnet oder auf relative Kennzahlen wie die Umsatzrentabilität (siehe unten) zurückgreift“, so die Wirtschaftsprüferin.  

2. Cashflow

„Der Cashflow gibt Auskünfte über die Innenfinanzierungskraft Ihrer Praxis, das heißt, inwieweit können Sie Investitionen bzw. Rückzahlungen aus dem laufenden Gewinn finanzieren“, nennt Klinger die nächste betriebswirtschaftliche Kennzahl für Ärzte. So ermittelt man den Cashflow:

Cashflow (einfache Berechnung)
Ergebnis nach Steuern  
+     Abschreibungen und Buchwertabgänge Anlagevermögen
+     Erhöhung Rückstellungen
-     Verminderung Rückstellungen

„Der Cashflow zeigt, wohin das Geld in Ihrer Ordination geflossen ist und warum es nicht mehr auf dem Bankkonto liegt“, sagt Klinger. Er zeige, ob ausreichend Finanzkraft bestehe, mit dem laufenden Geschäft der Praxis die laufenden Kosten, neue Anschaffungen und die laufenden Kreditrückzahlungen zu decken oder ob Geld von außen, zum Beispiel Ersparnisse oder ein Bankdarlehen, zugeführt werden müssten. Ein positiver Cashflow sei grundsätzlich ein Indikator für eine aufrechte Zahlungsfähigkeit. „Um Ihre Zahlungsfähigkeit zu verbessern, können Sie beispielsweise bei Privatpatienten kürzere Zahlungsziele vereinbaren, damit diese schneller zahlen“, empfiehlt Klinger. „Wichtig ist aber auch, warum der Cashflow positiv ist. Ist ein Cashflow nur positiv, weil beispielsweise Anlagen verkauft wurden, aber keine neuen Anschaffungen erworben wurden, ist das ein Hinweis darauf, dass Ihre Praxis von der Substanz lebt und nicht dem laufenden Geschäft“, führt sie weiter aus.

3. Umsatzrentabilität

Die Umsatzrentabilität zeigt wiederum die Ertragsfähigkeit einer Ordination in Prozent und eignet sich daher gut für den Vergleich von Arztpraxen, egal welcher Größe. „Diese Kennzahl wird auch EBIT-Marge genannt und zeigt unter anderem, wie effizient die Ordination organisiert ist“, so die SFÄ-Expertin. Auch die Berechnung der Umsatzrentabilität ist keine Hexerei:

Umsatzrentabilität in %
= EBIT*100/Umsatzerlöse

„Eine Umsatzrentabilität von beispielsweise 20 % sagt, dass pro Euro Umsatz 20 Cent Gewinn vor Steuern bleiben“, so Klinger. Steige die Umsatzrentabilität, sei das grundsätzlich ein Zeichen für eine verbesserte Ertragsfähigkeit. Sinke die Umsatzrentabilität, sollten hingegen die Alarmglocken schrillen. Für
Klinger können dahinter viele Ursachen stehen, wie beispielsweise erhöhte Personal-, Miet- und Gerätekosten bei gleichem Umsatz, mehr Verwaltungsaufwand oder unproduktive Zeit der Mitarbeitenden.

Klinger weist darauf hin, dass es wie auch beim EBIT hier wichtig ist, Einmaleffekte für die Berechnung zu eliminieren, da „die Kennzahl sonst nicht vergleichbar ist“, wie sie erklärt.
Wie kommt man zu einer höheren Umsatzrentabilität? „Indem man die Kosten senkt oder die Preise erhöht“, so Klinger. Vor allem im Angesicht der momentanen Teuerungen sei es essenziell, hier frühzeitig gegenzusteuern.  Mit den genannten Kennzahlen ist es jedenfalls möglich, viel über den Erfolg einer Praxis zu ermitteln. Klinger empfiehlt eine persönliche Analyse, der Branchenwerte gegliedert nach Fachrichtungen aus ganz Österreich enthalte. „Unser Ärzte-Vergleich beinhaltet neben den oben erwähnten Kennzahlen auch den Anteil des Praxisbedarfs, der Mieten, der Abschreibung und der Finanzierungskosten am Umsatz, die Personalintensität der Praxis sowie den Umsatz je Arztstunde. So können Sie sich zusätzlich mit Ihren Mitbewerbern vergleichen“, schließt Klinger ab. pb

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Foto: istockphoto/Zerbora
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Wirtschaftsprüferin Mag. iur. Fabia Klinger. Foto: Rose Huber