Die Österreichische Ärzteplattform für Jobs, Fortbildung und Gesundheitsmanagement
< vorhergehender Beitrag

Generation Z: Anforderungen der jungen Generation an den Arbeitgeber

Personalmangel, unzufriedene Mitarbeiter und wenig Nachwuchs – wie finde ich heutzutage passende junge Mitarbeiter für meine Ordination?


Foto: istockphoto/Irina Cheremisinova

Autorin: Tina Jung, MBA. MEDconcept Unternehmens-beratung GmbH www.medconcept.at. Foto: ZVG

Kristina Adamovic, Studentin. Foto: ZVG

Die Arztpraxis stellt als kleinstmögliche medizinische Unternehmensform eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedensten Fachrichtungen dar. Der Arbeitgeber, in der Regel Mediziner, beschäftigt dabei nicht nur Ordinationsassistenten, Medizinstudenten oder Mundhygieniker, sondern je nach Fachrichtung und Größe auch Krankenpfleger und Praxismanager. In kaum einem anderen Berufsbild steht die zwischenmenschliche Komponente so stark im Vordergrund – der laufende Patientenkontakt fordert dabei nicht nur eine gute Praxisorganisation, sondern rückt die Bedeutung des Personalmanagements stark in den Vordergrund. Zudem ist der Fachkräftemangel in vielen Branchen evident, wobei in der Medizin vor allem der Pflegebereich betroffen ist. Doch wo bleibt der Nachwuchs? Nach welchen Kriterien planen junge Leute heutzutage ihre berufliche Zukunft und welche Wertvorstellungen treiben sie an? Welche Möglichkeiten habe ich als Arbeitgeber, Menschen für den Job zu begeistern und langfristig zu halten? Tina Jung im Gespräch mit Kristina Adamovic, Studentin an der MedUni Wien.

?Kristina, du hast im Rahmen deines Medizinstudiums schon in mehreren Praxen mitgearbeitet. Wie bist du dazu gekommen?
Es ist üblich, neben dem Studium auch Praxiserfahrung zu sammeln. Ich konnte dadurch nicht nur administrative und medizinische Erfahrung sammeln, sondern durfte auch verschiedene Stile des Personalmanagements kennenlernen – wie ich jetzt weiß, eine sehr wichtige Erfahrung für meine berufliche Zukunft.

?Wenn du von Personalmanagement sprichst, was meinst du damit genau?
Mit Personalmanagement meine ich die Mitarbeiterführung der Ordination. Genauer gesagt, die Organisation sowie den zwischenmenschlichen Umgang im Team. Die Mitarbeiterführung hat wesentlich meinen Arbeitsalltag bestimmt, da ich als Studentin nicht nur meinen Dienstplan, sondern auch meine universitären und privaten Verpflichtungen unter einen Hut bringen musste. Da hat natürlich ein gut durchdachtes Personalmanagement einen großen Einfluss auf die Arbeitsmotivation und -leistung.

?Welche Aspekte des Personalmanagements sind dir besonders wichtig gewesen?
Ich denke, dass Praxis- und Personalmanagement nicht voneinander getrennt werden können. Jede gut organisierte Ordination analysiert ihre Praxisprozesse vollständig durch – und da gehören eben auch laufende Schulungen, faire Aufgabenverteilungen sowie das Teambuilding dazu. In Unternehmen widmen sich gesamte Abteilungen dem Teamaufbau sowie -recruitment. Also es wird sehr, sehr viel Mühe in die richtige Mitarbeiterwahl sowie die anfängliche Mitarbeiterschulung investiert. Und ich denke, das ist auch ein wichtiger Ansatz in der Medizin. „Das Team bestimmt die Arbeit“ – daher sollte das Team mit den richtigen Personen besetzt sein.

?Da stimme ich dir voll zu – doch wie finde ich geeignete Mitarbeiter bei diesem Fachkräftemangel? Woran liegt es, dass junge Bewerber im letzten Moment abspringen?

Ich denke, die Arbeitswelt hat sich vollkommen gedreht. In welche Richtung oder auf welcher Social-Media-Plattform ich mich umsehe, ich entdecke neue Berufsmöglichkeiten und -einstiege. Ich denke, es ist sehr wichtig als Arbeitgeber zu realisieren, dass heutzutage die gut qualifizierten Bewerber knapp sind und sich in einer Position vollkommener Entscheidungsfreiheit befinden. Man muss sich heutzutage als Arbeitgeber gut positionieren. Große Unternehmen scheuen beispielsweise finanzielle Investitionen in Mitarbeiterangebote nicht – sie tun sehr viel dafür, um die gewünschten Fachkräfte für sich zu gewinnen. Ich denke, in der Medizin geht es nicht ganz so weit. Aber ich bin überzeugt, dass junge Menschen sich ihre Berufsauswahl sehr gut überlegen.

?Nur wer mit dem Trend geht, findet jungen Nachwuchs, oder?

Ja, auf jeden Fall! Ich als Teil der Generation Z habe in den Ordinationen vieles ganz anders wahrgenommen als meine älteren Kollegen. Auch wenn sich kein Trend auf die Einzelperson verallgemeinern lässt, habe ich Differenzen in den Wertvorstellungen der verschiedenen Generationen wahrgenommen. Studien belegen, dass früher wichtige Aspekte wie Statussymbole, die überdurchschnittlich hohe Gehaltshöhe und möglichst geringe Arbeitszeiten immer weiter in den Hintergrund treten. Dabei nimmt das Streben nach Selbstverwirklichung, Flexibilität und Zufriedenheit immer weiter zu und zeichnet die Generation Z aus.

?Das sind wirkliche große Veränderungen, die zu beobachten sind. Doch wie lässt sich das konkret auf die Ordination umsetzen. Wie kann jungen Mitarbeitern größtmögliche Flexibilität garantiert werden?
In erster Linie, so denke ich, geht es darum, den Mitarbeitern zuzuhören und, so gut es geht, auf die Bedürfnisse einzugehen. Das haben meine Ordinationen wirklich toll gemacht – freie Dienstplanung unter den Studenten, transparente Aufgabenverteilung, faire Entlohnung und vor allem selbstverantwortliches Arbeiten. Ich würde gerne besonders hervorheben, wie wichtig die Etablierung einer Unternehmenskultur bereits zu Beginn ist. Als Arbeitgeber sollte ich genau definieren, was ich mir vom Team und jeder einzelnen Person wünsche. Es wird klarerweise in jedem großen Team zu Problemen oder Fehlern kommen, aber da ist ein offenes und konstruktives Feedbackmanagement gefragt!

?Wäre für dich die Möglichkeit von Homeoffice von Bedeutung und wenn ja, wie ließe sich das in einer Praxis umsetzen?
Definitiv. Homeoffice verkürzt nicht nur die Dienstwege, sondern ermöglicht auch ein produktives Arbeiten in der gewohnten, leisen Umgebung. Ich weiß es sehr zu schätzen. Und wie meine damalige, wirklich super organisierte Ordination zeigt, lässt sich das wirklich auch in Teilen umsetzen. Wir Studenten durften beispielsweise Telefondienste von zu Hause machen oder unsere Praxismanagerin hat die gesamte Buchhaltung sowie Bestellmanagement im Homeoffice erledigt. Möglich ist alles!

?Die jungen Menschen sind also nicht unerreichbar – es geht nur darum herauszufinden, wie ich sie als Arbeitgeber erreiche?
Ja, genau so ist es!

Einige Tipps einer jungen Arbeitnehmerin sind bereits im Interview untergekommen, doch was lässt sich davon für die eigene Praxis ableiten? Einige praxisnahe Tipps finden Sie in der untenstehenden Tabelle.

Tipps für das Personalmanagement der Zukunft

  • Positionieren Sie sich als guter Arbeitgeber
  • Investieren Sie laufend Zeit und Mühe in das Team
  • Evaluieren Sie die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter
  • Schaffen Sie eine transparente Aufgabenverteilung
  • Etablieren Sie von Anfang an eine positive Praxiskultur

Tipps für Ihre Ordination

  • Bewerbungsprozess: Das Team bestimmt den Erfolg – es zahlt sich aus, viel Mühe und Zeit in die richtige Auswahl der Mitarbeiter zu investieren. Ausführliche Gespräche sowie ein erstes Probearbeiten prüfen den Teamfit gleich zu Beginn!
  • Teambuilding: Nur ein Team, das auch wirklich gut zusammenarbeitet, ist produktiv. Außerdienstliche Aktivitäten schweißen das Team zusammen und helfen vor allem Neuankömmlingen, sich schnell zurechtzufinden.
  • Prozessoptimierung: Sitzt jeder Handgriff auch wirklich? Jede Denkminute sowie jeder überflüssige Fehler kosten viel Zeit und Nerven. Daher sollten alle Prozessabläufe genau überdacht werden. Organisieren Sie regelmäßige Treffen, um mögliche Fehlerquellen sowie alltägliche Zeitfresser aufzu­decken.
  • Aufgabenverteilung: In einer Ordination arbeiten viele verschiedene Fachbereiche zusammen, daher soll die Aufgabenverteilung klar definiert und abgegrenzt werden. Nur bei genau zugewiesenen Aufgaben werden die Tätigkeiten wirklich ausgeführt, denn jeder Einzelne fühlt sich so für seinen Bereich angesprochen und verantwortlich.
  • Modernisierung: Mitarbeiter sollen sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen. Dazu gehört neben netten Arbeitskollegen auch eine einladende Arbeits­umgebung. Gibt es Optimierungspotenzial? Was wünschen sich meine Mitarbeiter noch? Nachfragen zahlt sich aus!
  • Homeoffice: In einem so menschennahen Beruf wie der Medizin ist es manchmal schwer vorstellbar, wie sich die alltäglichen Aufgaben auch von zu Hause erledigen lassen. Doch gerade regelmäßige administrative sowie organisatorische Aufgaben, zum Beispiel Bestellmanagement, Qualitäts­sicherung, Dienstplanerstellung, lassen sich auch von zu Hause aus erledigen. Sind eine ortsungebundene Patientenverwaltungssoftware sowie Telefonanlage gegeben, so lassen sich auch Terminanfragen gemütlich von zu Hause erledigen.
  • Flexibilität: Viele junge Arbeitnehmer wünschen sich, dass sich die Arbeit an ihr Leben anpasst und nicht andersherum. Dazu gehört auch die Flexibilität, über den Dienstplan mitbestimmen zu können. Besonders für Studenten stellt ein flexibler Dienstplan einen großen Pluspunkt dar, um den Nebenjob mit dem Studium zu vereinen.
  • Entwicklungsmöglichkeiten: Immer dasselbe? Langweiliger Job? Jede repetitive Aufgabe wird mit der Zeit mühsam, was sich auf die Produktivität im Team auswirkt. Wechseln Sie Zuständigkeiten im Team ab und teilen Sie die Aufgaben nach Interesse ein.
  • Unternehmenskultur: Als Arbeitgeber ist es Ihre Aufgabe, ein positives Teamumfeld aufzubauen. Definieren Sie von Anfang an, was Sie sich vom Mitarbeiter wünschen und welche Qualitäten sie mitbringen sollen. Fast noch wichtiger – klären Sie von Anfang an, welche Motivation und Bedürfnisse der Arbeitnehmer hat. Damit vermeiden Sie kurzfristige Kündigungen sowie verlorene Einweisungszeit.
  • Umsetzung: Ein Schritt nach dem anderen – Personalmanagement ist ein laufender Prozess. Eine Investition in das Team zahlt sich immer aus!

Oberarzt (m/w/d) für Innere Medizin

Rehabilitationszentrum Bad Aussee / Pensionsversicherungsanstalt; 8990 Bad Aussee

__________________________________

ÄRZTIN/ARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN

Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs; 3920 Groß Gerungs

__________________________________ 

Leitende Oberärztin / Leitender Oberarzt für die Intensivstation (m/w/d)

St. Anna Kinderspital GmbH; 1090 Wien

__________________________________

Fachärzt*innen für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin (w/m/d) mit besonderem Interesse an der Gerontopsychiatrie

Kuratorium für Psychosoziale Dienste Wien / Gerontopsychiatrisches Zentrum (GPZ); 1030 Wien

KOOPERATIONSPARTNER